Anna Laudan im Gespräch über Architekturfotografie
Von Andrea Bruchwitz / Benjamin Arntz
© Anna Laudan | anna-laudan-photography.de
Die Hamburger Fotografin Anna Laudan erschafft mit ihren kunstvoll komponierten Architekturfotografien ihre eigene Wirklichkeit. Laudan hat die faszinierenden Werke bereits auf zahlreichen Ausstellungen gezeigt und ihr Fachwissen im Buch Photoshop CC für Lightroom-Anwender geteilt. Hier spricht sie über ihre Passion und verrät die besten Tipps zum Thema „Architekturfotografie“.
Wann bist du zum ersten Mal mit Fotografie in Berührung gekommen?
Die künstlerische Fotografie habe ich in der Oberstufe für mich entdeckt. Damals habe ich mit der Analogkamera meines Großvaters fotografiert und die Bilder in der Dunkelkammer entwickelt. Vor einigen Jahren habe ich dann die Werke des niederländischen Fotografen Joel Tjintjelaar entdeckt – so fand ich meine Liebe zur Architekturfotografie.
Es gibt ja einige berühmte Fotografen in der Geschichte der Architekturfotografie. Wer ist dein Favorit?
Joel Tjintjelaar hat mich besonders inspiriert – es gibt aber auch weniger berühmte Fotografen, deren Arbeiten ich bewundere. Im Bereich der Analogfotografie gehört Andreas Feininger zu meinen absoluten Favoriten.
Warum legst du deinen Fokus auf das Genre der Architekturfotografie?
Ich kann mich künstlerisch austoben und die Stille dabei genießen. Ich fotografiere zwar auch Landschaften und Menschen, aber dennoch fasziniert mich das Klare und das Strukturierte in der Architekturfotografie. Ich habe in meinem Beruf ständig mit Menschen zu tun – und da ich die Fotografie als Ausgleich nutze, kann ich mir nicht vorstellen, sie in den Mittelpunkt meiner Fotografie zu rücken.
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Wodurch zeichnet sich gute Architekturfotografie aus?
Es gibt nicht nur eine Art von gelungener Architekturfotografie – mir gefallen verschiedene Stile. Ich finde es beeindruckend, wenn der Fotograf eine eigene Vision des Gebäudes entwickelt und sie durch das Betonen oder Weglassen von Strukturen darstellt. Auch meine Architekturbilder haben einen hohen Abstraktionsgrad. Ich halte sie überwiegend in Schwarz-Weiß-Tönen, um diese Wirkung noch stärker zu betonen.
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Du sagtest einmal, du würdest mit Licht und Schatten malen – wie stehst du zur digitalen Nachbearbeitung?
Joel Tjintjelaar trifft es mit dem folgenden Zitat auf den Punkt: „First you take the photograph, then you create it. The act of creating should have no limits.“ Das fotografierte Bild ist nur mein Ausgangsmaterial – wie die Leinwand für den Maler. Es geht mir nicht um eine möglichst genaue Darstellung der Realität, sondern um meine eigene Wirklichkeit. Für diese Version verändere ich störende Elemente oder lasse sie in Unschärfe oder Dunkelheit gänzlich verschwinden. Ich fotografiere die Gebäude sogar gerne bei bedecktem Himmel, damit ich alle Freiheit bei der nachträglichen Lichtsetzung habe.
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Welches Objektiv empfiehlst Du?
Man sollte ein weitwinkliges Objektiv benutzen – im Idealfall ein Tilt-Shift-Objektiv, wie das Canon T-S 17mm. Dies ist allerdings nur notwendig, wenn man sich vollkommen der Architekturfotografie widmet, denn es ist recht teuer.
Welche Einstellungen von Blende und Tiefenschärfe sind empfehlenswert?
Üblicherweise fotografiere ich mit mittlerer bis höherer Blende und bevorzuge es, wenn das Bild durchgängig scharf fotografiert ist.
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Was ist bei der Belichtungszeit zu beachten?
Sowohl kurze Belichtungszeiten als auch Langzeitbelichtungen von mehreren Sekunden oder Minuten sind möglich. Es kommt ganz darauf an, welchen Effekt man erzielen möchte. Ich bevorzuge bei meinen Bildern Langzeitbelichtungen, um Bewegungen sichtbar zu machen und den Abstraktionsgrad noch weiter zu steigern.
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Wie sollte man bei der digitalen Nachbearbeitung vorgehen?
Man sollte möglichst im RAW-Format fotografieren und die Nachbearbeitung nicht der Kamera überlassen. Natürlich ist nicht immer eine aufwändige Überarbeitung in Bildbearbeitungsprogrammen wie Photoshop nötig, wie es bei mir der Fall ist. Oft reicht auch eine Bearbeitung in Lightroom aus.
Welche Ausrüstung empfiehlst Du beim Fotografieren von Architektur?
Ich fotografiere mit einer Canon EOS 6D. Meistens benutze ich ein Weitwinkelobjektiv, das EF 16-35mm f/4 L von Canon. Seit einiger Zeit habe ich außerdem das T-S 17mm f/4 L, ebenfalls von Canon. Wenn ich losgehe, habe ich ein Stativ, einen Fernauslöser und verschiedene Graufilter dabei.
Welche Wandbild-Kaschierung bevorzugst du für deine großformatigen Werke?
Bei großformatigen Fotografien ist ein Foto-Abzug hinter mattem Acrylglas optimal. So entstehen keine ablenkenden Spiegelungen und das Werk erhält eine dezente Tiefenwirkung.