Fotografen im Porträt | Nina Papiorek
Von Fabian Peters - Fr, 10.04.2015 - 10:46
Wer Nina Papiorek in eine Schublade stecken möchte, der muss lange nach einer passenden suchen und wird wahrscheinlich doch nicht fündig werden. Ihre Arbeiten sind so vielseitig, wie ihre Interessen und ihre Motive. Was jedoch all ihre Werke verbindet ist die Absicht einen besonderen Moment mit der Kamera einzufangen, der nichts mit einer bestimmten Technik oder Szenerie zu tun hat, sondern mit einem Gefühl, das sie festhalten möchte. Manchmal sucht man nicht nach einer Passion und findet sie trotzdem. Oder gerade deswegen. So ähnlich passierte es auch Nina Papiorek, als sie vor rund vier Jahren nach ihrem BWL-Studium zu einem Urlaub nach Irland aufbrach. Wie so oft, wenn ein neuer Lebensabschnitt beginnt, möchte man die neuen Eindrücke aufnehmen und mit anderen teilen, was bietet sich dazu Besseres an als die Fotografie? Seitdem lässt sie diese Leidenschaft nicht mehr los. Zwei Jahre später zeigte die Duisburgerin ihre Fotografien bereits in Sammelausstellungen in Deutschland und Schweden, 2009 sogar in ihrer ersten Einzelausstellung „Urbane Stadtansichten“ im Rathaus Oberhausen. Und auch die Auszeichnungen ließen nicht lange auf sich warten. Alleine dieses Jahr gewann die Fotografin bereits drei internationale Auszeichnungen, darunter auch den ersten Platz in der Kategorie „Nature-Trees“ beim Prix de la Photographie Paris 2010. Ihr Bild „Venice“ brachte Papiorek die Finalnominierung in der Kategorie „Amateur-Landscape“ des Sony World Photography Awards 2010 ein. Ein mehr als gelungener Start auf einem Gebiet, zu dem man eigentlich nur zufällig gelangte.
Warum haben Sie sich für das Fotografieren entschieden und wann entdeckten Sie diese Leidenschaft? Eigentlich bin ich durch einen Zufall zum Fotografieren gekommen. Anlässlich meines bestandenen Studiums plante ich einen Urlaub in Irland und so kaufte ich mir Mitte 2006 meine erste Spiegelreflex. Zuvor hatte ich keinerlei Berührungspunkte mit der Fotografie und es war eine spontane Idee. Von da an jedoch packten mich die Freude am Fotografieren, der Wille, sich stetig zu verbessern, die Freude an den Ergebnissen und auch der Ehrgeiz. Mittlerweile ist die Fotografie fester Bestandteil meines Lebens geworden, manche nennen es Passion. Ich sehe die Fotografie als kreativen Ausgleich zu Alltag und Job. Ich könnte sehr gut auf einen Fernseher verzichten, nicht aber auf meine Kamera…
Welche Motive haben es Ihnen angetan? Ich versuche fotografisch ein breites Spektrum abzudecken, ohne mich zu sehr zu spezialisieren. Dies liegt ganz einfach daran, dass mir zu viele Bereiche der Fotografie Freude bereiten. Grundsätzlich zählen zu meinen bevorzugten Motiven Landschaften, Stadtansichten, Architektur oder auch Portraits. Ein Foto lebt meiner Meinung nach stets vom einzigartigen Moment, von einem ausdrucksstarken Gesicht und von einer Geschichte, die sich im Kopf des Betrachters dazu abspielt. Technik und Ausrüstung spielen dabei eher eine untergeordnete Rolle. Meine Protagonisten und Motive finde ich auf Reisen, auf der Straße, im Alltag – das urbane Leben, die Menschen, fremde Kulturen und Rituale, der Charme schöner und unschöner Winkel.
Gibt es eine erkennbare Linie, die sich durch all Ihre fotografischen Arbeiten zieht, eine Richtung, die Sie verfolgen? Ich erkenne keine Linie, die sich grundsätzlich durch all meine Arbeiten zieht. Innerhalb einer Serie verfolge ich natürlich jeweils ein Konzept, und ich bearbeite meine Fotografien bevorzugt in Schwarz/Weiß (S/W).
Ja, das sticht sofort ins Auge. Welchen Reiz hat diese Farbgebung für Sie? S/W bedeutet für mich eine Reduzierung auf das Wesentliche. Eigentlich fasziniert mich vor allem Reportage- und Street-Fotografie in S/W. Ich wende dies zum Beispiel auch bei der Architektur- oder Landschaftsfotografie an, da S/W für mich die Ästhetik des Motivs unterstreicht. Ich entscheide mich jedoch immer erst nach Sichtung des Bildes am PC, ob ich es in Farbe oder S/W präsentiere. Oftmals ist das digitale S/W ja verrufen, gerade unter den analogen Fotografen, deshalb sehe ich es als besondere Herausforderung für die Tonwerte und als Anreiz, um an meinen S/W-Umsetzungen zu feilen. Ich würde mich selbst auch als eine typische Serien-Fotografin bezeichnen. Ich mag es, nicht nur Einzelbilder zu betrachten, sondern eine Serie, die an einem bestimmten Ort entstanden ist, als Ganzes zu sehen. So stellen sich die Vielfältigkeit und die Facetten des Ortes dar, fein abgestimmt, aber doch in allen Einzelbildern unterschiedlich.
Neben der Wahl des Motivs spielt ja die Produktion des Werkes eine Rolle. Was muss ein professionelles Fotolabor leisten können, um Sie zu überzeugen? Mir persönlich sind hochwertige Materialien und echtes Farbmanagement sehr wichtig. Ich möchte zwischen verschiedenen FineArt Papieren oder Veredelungsformen wählen, um als Fotografin auch die Wünsche meiner eigenen Kunden abdecken zu können. Die Farbechtheit und Museumsqualität halte ich bei einem Foto für unumgänglich, damit man von seinem „Kunstwerk“ auch möglichst lange etwas hat. Eine schnelle Produktion und Lieferung, auch bei Sonderformaten, setze ich voraus. Faire Pauschalen für Porto und Verpackung, eine sichere Verpackung, Schutz vor Glasbruch und der versicherte Versand sollten selbstverständlich sein.
Und was konnte Sie letztendlich überzeugen mit WhiteWall zusammen zu arbeiten? Ich bin auch besonders durch Empfehlungen befreundeter Fotografen auf WhiteWall gestoßen. Da mich das Konzept begeisterte und meine Anforderungen an ein Fotofachlabor voll abgedeckt werden, habe ich es ausprobiert. Der Kunstmarkt ist als separater Teil gerade für mich als Fotografin natürlich ebenfalls von enormem Interesse, denn er bietet eine große Plattform und ein breites Publikum, dass man über seine eigene Webseite oftmals gar nicht erreichen kann. Ich gebe gerne zu, dass die erste Bestellung ein reiner Qualitätstest war. Denn ich bin der Meinung: Schreiben können viele, leisten eher wenige. Gerade im Bereich der Fotolabore im Internet ist dies oft der Fall. Mein Test überzeugte mich. Whitewall steht für Qualität und darauf konnte ich mich bisher immer verlassen. Gleichzeitig gelingt es, die Preise relativ niedrig zu halten und diese Fairness findet man eher selten.
Wann haben Sie den Entschluss getroffen, nicht nur über das Labor Ihre Arbeiten produzieren zu lasen, sondern sie auch der WhiteWall Jury vorzustellen und den Kunstmarkt zu nutzen? Direkt bei meinem ersten Kontakt mit der Webseite Anfang 2008 und nach meiner ersten Probebestellung. Ich sehe im Kunstmarkt eine ideale Möglichkeit meine Fotos einem breiten Publikum zugänglich zu machen und anbieten zu können.
Welche Rolle spielt die Präsentation Ihrer Fotografien? Ich mag besonders die Acrylglasversiegelung, die mir bei Whitewall besonders edel und wertvoll erscheint. Bei Landschaftsaufnahmen in S/W liegt die klassische Variante mit weißem Passepartout und schwarzem Holzrahmen ebenfalls hoch bei mir im Kurs und beide Veredelungen zieren auch mein eigenes Wohnzimmer. Das Preis-Leistungsverhältnis überzeugt mich aber besonders auch bei dem Art Print auf Leinwand sehr. Für viele meiner eigenen Kunden ist neben dem günstigeren Preis vor allem interessant, dass die Leinwand aus keinem Betrachtungswinkel spiegelt und hängefertig ist. Außerdem gehen durch die Spiegelung der Ränder keine Bildinhalte verloren, die Leinwand bietet aber trotzdem einen bedruckten Rand, was bei Billiganbietern oft nicht der Fall ist.
Wie war der Eintritt in den Kunstmarkt? Wurden Ihre Arbeiten auf Anhieb aufgenommen? Eigentlich ja. Ich denke, es ist normal, dass jeder Fotograf nicht nur Zustimmung, sondern zwischendurch auch mal eine Ablehnung von der Jury erhält. Als Fotograf verbindet man manchmal etwas Persönliches mit einem Bild, was Außenstehende nicht nachvollziehen können. Vielleicht war der Moment ausschlaggebend oder auch die Person, mit der man diesen Moment geteilt hat. Objektiv betrachtet handelt es sich aber vielleicht gar nicht um ein gutes Foto, deswegen sollte man die Jury-Bewertung auch akzeptieren können.
Haben Sie ein fotografisches Vorbild? Natürlich – jeder Fotograf schaut sich immer interessiert die Werke anderer Fotografen an. Das müssen für mich gar keine großen Namen sein, mein Umfeld, befreundete Fotografen und der Austausch untereinander können genauso inspirierend sein wie die Weltstars der Fotografie. Aber um bekannte Namen zu nennen, so zählen sicherlich Michael Kenna, Josef Hoflehner oder Denis Oliver zu meinen Einflüssen. Joey Lawrence hat im Bereich der ethischen Portraitfotografie einen sehr bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen.
Mit welchem Kamera Equipment arbeiten Sie? Ich fotografiere mit dem digitalen Olympus E-System. Zur Zeit eigentlich ausschließlich mit der E-3 und diversen Zuiko Objektiven. Meine neueste Errungenschaft ist eine Polaroid SX-70, mit der ich mich zukünftig öfter auf den Weg machen werde.
Welche Ihrer Fähigkeiten nutzt Ihnen beim Fotografieren am meisten? Die Fähigkeit abschalten zu können und den Alltag und alles, was um mich herum geschieht, vollständig auszublenden.
Was muss man als Fotograf unbedingt können? Ein Fotograf muss das Gespür für den richtigen Moment haben, Timing ist in vielen Situationen das A und O. Der Blick für das Wesentliche – der Blick für etwas, an dem andere einfach vorbeigehen. Manchmal sind es die kleinen Dinge oder die Nebensächlichkeiten, die faszinieren. Ich denke in der heutigen Zeit ist es keine große Kunst mehr die Technik zu beherrschen.
Geht es hauptsächlich um Talent oder ist die Fotografie ein Handwerk, das man erlernen kann? Meiner Meinung nach kann man alles erlernen, sowohl in der digitalen als auch in der analogen Fotografie. Der Anspruch in der analogen Fotografie liegt viel höher, es ist noch handgemacht. Mit der digitalen Spiegelreflex neigt man dazu willkürlich und vor allem vermehrt „abzudrücken", ohne sich wirklich Gedanken um Aufbau oder Bildgestaltung zu machen. Das passiert auch mir recht häufig.
Welche Motive interessieren Sie überhaupt nicht? „Überhaupt nicht" ist ein harter Begriff, den ich so nicht verwenden würde. Gut gemacht, kann glaube ich jedes Motiv faszinieren und seinen Reiz haben. Ich hätte zum Beispiel nie gedacht, dass mich Tieraufnahmen so faszinieren können, bis ich die Wildlife-Aufnahmen von Nick Brandt gesehen habe. Eher weniger interessieren mich Stillleben oder typische Mode-Fotografie, das ist aber eine rein persönliche Vorliebe.
Könnten Sie sich vorstellen, als Fotografin Ihr Geld zu verdienen? Das wäre der Traum schlechthin.
Wenn Sie es sich aussuchen dürften: Gibt es ein Wunschmotiv, das Sie gerne einmal ablichten würden? Einen bestimmten Menschen oder eine Landschaft? Oh ja, diese Liste ist wirklich unendlich. Wer keine Träume mehr hat, verpasst doch das Beste im Leben. Ich würde gerne mal einen afrikanischen Stamm in ihrem Alltag begleiten, z.B. die Mursi in Äthiopien. Eine intime Portraitreihe über den Dalai Lama, das „ewige“ Eis der Arktis ... und ich möchte mal ein Bild vom Gipfel des Mount Everest schießen.
Fotos: Nina Papiorek, Text: Claudia Haevernick