Kreative Naturfotos | Einfache Tipps für beeindruckende Aufnahmen
Von Lisa Brettschneider - Di, 12.05.2015 - 14:01
Kreative Naturfotografie bei sonnigem Frühlingswetter? Gerade Blüten und Blätter sind erstklassige Motive in dieser Jahreszeit. Die meisten Pflanzen beeindrucken übrigens auch ohne viel Drumherum, wenn man sie in den richtigen Fokus rückt. Wer draußen fotografiert, sollte versuchen, einen unscharfen Hintergrund zu erzeugen, damit sich die Pflanze vom Hintergrund abhebt. Und wer besonders experimentierfreudig ist, kann zudem einen Blitz verwenden oder versuchen, das natürliche Sonnenlicht per Reflektor umzulenken. Für ein Pflanzen-Shooting benötigen Sie gar nicht viel Equipment: Im Prinzip geht das mit jeder Kamera, auch die Kit-Optik Ihrer digitalen Spiegelreflexkamera reicht völlig aus. Viel wichtiger ist ein wenig Vorstellungskraft, welches Detail aus dem üppigen Grün sich für ein Foto eignet. Wir haben einige Motive zusammengestellt und geben Tipps, wie Sie Ihren Naturfotografien zu noch mehr Wirkung verhelfen – zum Beispiel mit einem „entfesselt“ eingesetzten Blitz oder einem simplen weißen Bastelkarton aus dem Schreibwarenhandel.
Keine Angst vor Schatten
Nicht immer sind die interessantesten Pflanzen direkt im Sonnenlicht zu finden. Doch das ebenmäßige Licht des Schattens muss nicht unbedingt ein Nachteil sein. Beispielsweise können Bilder durch leichtes Anziehen der Belichtungswerte in einem Bildbearbeitungsprogramm später bessere Bildkontraste erhalten. Und wer außerdem mit Stativ, niedriger ISO und in RAW fotografiert, erreicht auch mit wenig Licht eine gelungene Bildqualität.
"Hibiscus (Malvaceae) floating in water" - Blasius Erlinger, Australien
Durch Schatten und Spiegelung ist hier ein spannendes Bild entstanden. Etwa 50 Zentimeter Abstand zu der Blüte war in diesem Fall ideal. Regeln Sie dafür die Stärke des Blitzes manuell herunter – entweder direkt am Blitz oder an der Kamera, das ist je nach Modell unterschiedlich.
Das richtige Licht
Selbst wenn man daheim am Fenster oder im Garten fotografiert: Manchmal reicht das Licht für Aufnahmen einfach nicht aus oder es stören die Schatten größerer Gewächse. Damit die Pflanze nicht ungleichmäßig beleuchtet wird, kann man sie zusätzlich abschatten, wie etwa mit einem Reflektor und einem extra dafür geeigneten Bezug zum Abdunkeln. Um Verwacklungen zu vermeiden, sollte man mit einem Stativ arbeiten, anstatt nur die ISO-Empfindlichkeit zu erhöhen. Ob man nun den Selbstauslöser aktiviert oder mit Kabelauslöser arbeitet: beide Methoden verhindern, dass beim Auslösen die Kamera minimal erschüttert wird und das Bild schließlich doch verwackelt.
"Daisies in the rain" - Stephen Swintek, USA
Lassen Sie mit einer Anpassung per Gradationskurve oder Tonwertkorrektur die Sonne im Bild scheinen. Bildbearbeitungsprogramme bieten bereits fertige Kurven an, die mit entsprechenden Bezeichnungen wie "starker Kontrast", "Heller", "Dunkler" usw. abrufbar sind und als Vorlage für eigene Verfeinerungen dienen können.
Entfesselt blitzen
Blitzt man zum Beispiel ein Blatt aus kurzer Entfernung frontal von vorne an, riskiert man einen sichtbaren Glanz und überbelichtete Stellen – der Blitzeinsatz wird offensichtlich und macht das Bild unbrauchbar. Der sogenannte entfesselte Blitz ermöglicht den Einsatz eines Blitzes, der räumlich von der Kamera getrennt ist. So ist etwa mit einem kabellosen oder Blitzkabel angesteuerten Blitz auch eine gezielte Beleuchtung von hinten kein Problem. Ist das Blatt nicht zu dick, kann etwa durchscheinendes Licht viele spannende Details zum Vorschein bringen und das Foto noch abstrakter wirken lassen. Experimentieren Sie ein wenig mit der Belichtung, der Position des Blitzgerätes (auch mal von schräg oben probieren) und dem Abstand zum Motiv.
Mit Licht und Schatten spielen
In der Regel versucht man als Fotograf, beim Blitzen scharfe Schattenkanten zu vermeiden. Bei Still-Life-Aufnahmen kann aber gerade dieser sogenannte Schlagschatten einem Bild mehr Aussagekraft verleihen. Das Gute ist: Für solche Stillleben braucht man keinen aufwendigen Lichtaufbau oder gar ein Fotostudio. Setzen Sie einfach die gleiche Technik ein wie bei den von hinten beleuchteten Blättern. Nur kommt an dieser Stelle der entfesselte Blitz von unten zum Einsatz, während ein weißer Hintergrund (zum Beispiel ein simpler Bastelkarton) hinter die Blüte gehalten wird. Auch hier ist ein wenig Ausprobieren nötig, um die perfekte Blitzintensität und einen optimalen Schattenwurf hinzubekommen.
"Tobago." - Michael Melford, Trinidad und Tobago
Viele Motive, ob künstlich oder von der Natur geschaffen, halten so manche Überraschung im Detail parat. Das Blatt einer Pflanze voller filigraner Strukturen stellt eine interessante Aufnahme dar. Dieser Mikrokosmos kann auch von Hobbyfotografen mit der Kamera eingefangen werden.
Offene Blende, kein Blitz
Versuchen Sie eine sehr ähnliche Aufnahme einmal ohne Blitz und mit weit geöffneter Blende (kleine Blendenzahl). Die Kombination aus kurzer Aufnahmedistanz und offener Blende sorgt für eine geringe Schärfentiefe, was eine angenehme und subtile Wirkung des Bildes ausmacht. Der durch die Belichtung sanft erscheinende Hintergrund lässt die fein abgestuften Farbtöne leuchten. Ein echtes Fine-Art-Foto kann so entstehen.
“Kirschblüte im Alten Land bei Lühe” – Christian Hager, Lühe, Deutschland, 2010
Dieses Bild ist mit Offenblende aufgenommen. Die Blüten wurden in der Mitte scharf gestellt, die Schärfentiefe bricht dadurch zusammen und der Hintergrund verschwimmt. Der unscharfe Hintergrund sowie die Biene geben dem Bild etwas Besonderes – ohne diese Gestaltungsmittel wäre das Bild weniger beeindruckend. Achten Sie bei grellem Sonnenlicht auf weißen Blüten darauf, diese korrekt zu belichten. Sie sollten in hellem Weiß abgebildet werden, jedoch nicht überbelichtet und dadurch ohne Zeichnung in den Details sein.
Am besten zu zweit
Wenn einer fotografiert und der andere mit Blitz und Hintergrund assistiert, ist eine beeindruckende Aufnahme besonders schnell im Kasten.