Neue Ausstellung in Hamburg: "China, the modern and the simple"

Von Andrea Bruchwitz - Fr, 04.11.2016 - 10:32

Frau in traditioneller Kleidung kniet mit Korb in dunklem Raum mit Fenster.

Ab dem 5. November weht ein asiatischer Wind durch Hamburg: Das Museum BallinStadt, das zu den meistbesuchten historischen Museen der Hansestadt gehört, zeigt die Ausstellung “China, the modern and the simple”. Die Künstlerin Nhi Luu nimmt den Betrachter mit auf eine faszinierende Reise durch ferne Welten. Die beeindruckenden Fotografien, die von WhiteWall produziert wurden, zeigen bewegende Einzelschicksale. Die Menschen auf den ausdrucksstarken Bildern haben eine Gemeinsamkeit: Sie haben das ländliche Leben in der chinesischen Provinz hinter sich gelassen und sind aus beruflichen Gründen in die gigantische Metropole Shanghai gezogen. Nhi Luu ist mit ihrer Kamera über 7000 Kilometer durch China gereist und hat das kontrastreiche Leben zwischen Ländlichkeit und Großstadtleben festgehalten. Mit ihren Bildern erzählt sie ganze Lebensgeschichten. Der Betrachter lernt etwa die junge Chinesin Luo Yinyu kennen, die in einem kleinen Dorf zwischen Viehzucht und Reisanbau aufwuchs. Die ehrgeizige Frau, die zur ethnischen Minderheit der Mandschuren gehört, lief als Kind jeden Tag vier Kilometer zur Schule und war die erste in ihrem Dorf, die ein Studium begonnen hat.

Frau in bunter Kleidung lehnt an einer Lehmhütte, daneben eine geflochtene Tasche.

Die Fotografien zeigen den Kontrast zwischen zwei Lebensstilen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Luo Yinyu ist mittlerweile selbstständige Innenarchitektin und hat ein eigenes Designbüro im Herzen von Shanghai - man sieht die gleiche Frau in zwei kontrastierenden Lebensentwürfen.

Person in gemustertem Kleid sitzt auf einem Holzstuhl in einem Raum mit chinesischer Kalligrafie.

Die Reise geht weiter: Die Fotografien führen den Betrachter zu Chen Yitie, die als zweites Geschwisterkind in der strengen Ein-Kind-Politik als Fötus beinahe abgetrieben worden wäre. Ihre Mutter versteckte sich während der Schwangerschaft in verschiedenen Provinzen und gebar das Kind heimlich im Haus der Großmutter – so musste die Familie „nur noch“ mit einer Geldstrafe rechnen. Die Großmutter zog das gerettete Enkelkind mit viel Liebe und Herzblut auf - dadurch spürt Chen Yitie eine große Verbundenheit zu ihrer Familie, die noch in der abgelegenen Provinz Zhejiang lebt.

Zwei Personen sitzen eng beieinander, eine ältere und eine jüngere, Bambusgestell im Hintergrund.

Person mit Hut und Stab steht auf einem Bambusfloß auf einem Fluss, im Hintergrund Berge und Vegetation.

Der Kontrast wird auf den Bildern deutlich: Heute arbeitet die junge Frau als Ingenieurin im geschäftigen Shanghai. In ihrem Heimatdorf hat ein Fengshui-Meister vor kurzer Zeit alle christlichen Symbole entfernt – angeblich, um die Harmonie nicht zu stören. In Shanghai kann Chen Yitie ihrem Glauben ungestört nachgehen und sich im Großstadtsog treiben lassen. Sie führt ein anderes Leben als die Generationen vor ihr.

Ein Mann und eine Frau sitzen an einem Tisch in einem Restaurant mit Neonlichtern und essen.

Tradition trifft auf Moderne: Die Fotografin Nhi Luu hält auf insgesamt 25 Werken Sehnsucht und Aufbruch zugleich fest. Der künstlerische Ausdruck entspringt ihrer chinesischen Abstammung, ihren vietnamesischen Wurzeln und ihrer deutschen Heimat, der Hansestadt Hamburg. Nhi Luu zeigt Menschen, die ihr Schicksal in die Hand nehmen und in unbekannte Welten aufbrechen – eine Reise ins Ungewisse, wie das Leben selbst.

Ort: BallinStadt Hamburg (Haus 1), Veddeler Bogen 2, 20539 Hamburg

Datum: 05.11.2016 - 25.11.2016

Der Eintritt ist von 10-15.30 Uhr kostenfrei.

© Copyright Bilder 1-5: Nhi Luu

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