Stillleben fotografieren: 4 Tipps für das perfekte Arrangement
Von WhiteWall Redaktion - Fr, 04.06.2021 - 08:41
Ein Stapel Bücher auf einem Tisch, daneben eine Tasse mit dampfendem Tee und ein bunter Strauß Wiesenblumen in einer gemusterten Vase - Stillleben Fotografie ist eine anspruchsvolle Kunst, die ein feines fotografisches Gespür für Licht und gute kompositorische Fähigkeiten benötigt. Wenn Sie ein Stillleben fotografieren, machen Sie das Bild, anstatt es „nur“ aufzunehmen. Einfache und alltägliche Objekte, die normalerweise nicht viel Beachtung finden würden, werden in diesem Genre so zu interessanten Kunstobjekten. Allein durch die ästhetische Anordnung in kleinen Gruppierungen, den gekonnten Einsatz von Licht sowie einer gut durchdachten Komposition.
Stillleben in der modernen Fotografie
Speziell auf den Social Media-Kanälen begegnen uns diese arrangierten Darstellungen von Objekten, Produkten oder auch Essen inzwischen tagtäglich. Doch ob sich die meisten Menschen, die heute ein sorgfältig arrangiertes Food-Motiv posten, liken und teilen, bewusst sind, dass sie damit eine historische Kunstform fortsetzen, die in Europa im 17. Jahrhundert ihre Blütezeit erlebte? Stillleben-Gemälde und Mosaike wurden bereits in ägyptischen Grabkammern gefunden, im Mittelalter waren sie oft eine Metapher für religiöse Themen und in der Renaissance erreichte das Stillleben in gemalter Form den Höhepunkt seiner Popularität.
In der modernen Fotografie spielt das Stillleben dagegen immer noch eine zentrale Rolle, nicht nur im Social Media-Bereich, vor allem im Interior- und Lifestyle-Bereich sind viele Magazinbilder im Wesentlichen Stillleben.
Was macht das Stillleben so interessant?
Ein Stillleben vermittelt zwar den Eindruck, als wäre es eher zufällig entstanden, tatsächlich steckt jedoch eine hoch konzeptionelle Arbeitsweise dahinter, bei der einzelne Gegenstände eine Beziehung zueinander entwickeln. Stillleben Fotografie bietet Ihnen viele kreative Möglichkeiten mit Farben und Formen zu spielen. Und im Gegensatz zu vielen anderen Formen der Fotografie können Sie sich hier viel Zeit lassen, um Ihre Beleuchtung zu verfeinern und mit Ihrer Komposition zu experimentieren. Sie benötigen auch kein teures Equipment oder ein professionelles Studio. Das Stillleben ist somit eine hervorragende Möglichkeit Erfahrung zu sammeln und Ihr Auge zu trainieren.
4 Tipps für Ihren Einstieg in die Stillleben Fotografie
Wir geben Ihnen praxisnahe Empfehlungen, welche vier Aspekte Sie bei der Vorbereitung eines Stilllebens beachten sollen, um die Wirkung Ihrer Fotografien gezielter zu gestalten:
1. Das Thema
© WhiteWall - Foto im Passepartout-Rahmen, Rahmen: Wien
Es mag zunächst seltsam klingen, ist aber tatsächlich so: Bei der Stillleben Fotografie spielt das Motiv nicht unbedingt die alleinige Hauptrolle. Es ist vielmehr ein sorgfältiges Arrangement und das Zusammenspiel feiner Details, das eine Geschichte erzählt oder eine Stimmung erzeugt. Wenn Sie ein Stillleben fotografieren, bauen Sie ein Gesamtbild auf, statt einen einzelnen Moment festzuhalten. Überlegen Sie sich also zunächst eher was das Thema Ihrer Fotografie werden soll, und weniger was das tatsächliche Objekt ist. Denn vom Thema hängt die Wahl der Beleuchtung, der Inszenierung und der weiteren Requisiten ab. Als Objekte können Sie Dinge verwenden, die für Sie schlichtweg visuell ansprechend und interessant sind, oder die eine persönliche Bedeutung für Sie haben. Sie können auch zusammengehörige Gegenstände sammeln, um damit eine Geschichte zu erzählen.
Oft reicht es schon, eine kleine Tour durch das eigene Zuhause zu machen und hier kleine Dinge zu finden, die Sie mögen und die Sie zu einem Foto inspirieren könnten. Einen außergewöhnlichen Gegenstand, den Sie von einer Auslandsreise mitgebracht haben, eine Vase mit Blumen oder Obst in einer Schale sind schöne Requisiten, die Sie zu einem ansprechenden Gesamtbild arrangieren können.
2. Der Hintergrund
© WhiteWall - Foto im Passepartout-Rahmen, Rahmen: Wien
Der Hintergrund bei einer Stillleben Fotografie besteht aus zwei verschiedenen Ebenen innerhalb Ihrer Szene: Dem vertikalen Hintergrund hinter dem Bild, z.B. eine Wand, und der ebenen Fläche, auf der Sie Ihr Stillleben arrangieren. Ein guter Hintergrund kann ein Stillleben sogar erst richtig zur Geltung bringen, denn die Farben, Texturen und Töne spielen eine wichtige Rolle in der Gesamtwirkung. Rein praktisch betrachtet müssen Hintergründe jedoch weder ausgefallen noch teuer sein. Ein großes Stück Stoff, Pappe oder Papier oder eben auch eine Wand – egal ob ganz glatt oder mit interessanter Struktur - sind unkomplizierte Hintergründe, die Sie während des Fotografierens auch leicht auswechseln können.
Gut zu wissen: Die Farbwahl des Hintergrundes hat einen direkten Einfluss auf Ihre Fotografie. Eine intensive Farbe oder ein unruhiger Hintergrund können unter Umständen eher von Ihrem Motiv ablenken. Schlichte, neutral getönte Hintergründe sind ein besserer Ausgangspunkt. Von hier aus können Sie experimentieren und werden wahrscheinlich überrascht sein, welcher Hintergrund Ihr Bild am Ende wirklich zur Geltung bringt. Genauso können Sie auch mit dem Fokus und der Schärfentiefe experimentieren, indem Sie das ganze Bild komplett scharf- oder bestimmte Elemente, wie den Hintergrund, weichzeichnen.
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3. Die Beleuchtung
© WhiteWall - Foto im Schattenfugen-Rahmen, Rahmen: Basel
Sie brauchen kein Profi-Equipment, um ein Stillleben zu beleuchten. Schon natürliches Licht aus einem Fenster kann ausreichen. Dennoch sind Lampen, Lichtmalerei mit einer Taschenlampe oder auch eine Softbox tolle Möglichkeiten, um mit der Wirkung verschiedener Lichtquellen zu spielen oder diffuse Lichtverhältnis herzustellen. Probieren Sie verschiedene Lichtintensitäten aus. Entweder durch einen Vorhang, wenn Sie Fensterlicht verwenden, oder indem Sie den Abstand zwischen Objekt und Lichtquelle verändern. Sie können auch verschiedene Lichtquellen kombinieren, z. B. eine kleine Taschenlampe oder Kerze als Ergänzung zum natürlichen Licht, um dunklere Stellen auszuleuchten. Achten Sie dabei jedoch auf die unterschiedlichen Lichtfarben, die jede Lichtquelle erzeugen kann.
Außerdem ist wichtig, wie Sie Ihre Beleuchtung ausrichten. Experimentieren Sie mit verschiedenen Positionen für Ihre Lichtquelle. Wenn Sie mit Tageslicht arbeiten, bewegen Sie Ihr Motiv, um den Winkel zu ändern. Bei einer beweglichen Lichtquelle hingegen sind Sie flexibler und können zum Beispiel mit einer seitlichen Beleuchtung beginnen und dann verschiedene Winkel ausprobieren. Beobachten Sie genau, wo Schatten fallen und wie sich reflektierenden Oberflächen verhalten. Sonst verwandeln Sie Ihr Stillleben schnell in ein Selbstporträt, bei dem ein Spiegelbild von Ihnen und Ihrer Kamera auf Sie zurückblickt.
Im Allgemeinen eignet sich die Stillleben Fotografie auch gut für längere Belichtungszeiten, die es Ihnen ermöglichen, eine wirklich subtile Lichtquelle zu verwenden, wie z. B. eine einzelne Kerze. Dazu benötigen Sie idealerweise ein Stativ. Alternativ können Sie Ihre Kamera auf einer stabilen Kiste oder einem Bücherstapel aufstellen. Lassen Sie sich ausreichend Zeit, um die perfekte Beleuchtung und den Belichtungszeitraum herauszufinden. Denn auch das ist das Schöne am Stillleben: Es besteht absolut keine Gefahr, dass Ihnen Ihr Motiv wegläuft oder plötzlich die Haltung ändert.
4. Die Komposition
© WhiteWall - Foto im Schattenfugen-Rahmen, Rahmen: Basel
Gute Kompositionsfähigkeiten sind bei Stillleben von großer Bedeutung und genauso wichtig wie durchdachte Beleuchtung. Skizzieren Sie die das Arrangement bevor Sie mit den Aufnahmen beginnen. Möchten Sie den Hintergrund mit einbeziehen oder möchten Sie den Fokus auf das Objekt konzentrieren? Geben Sie sich auch nicht einfach mit dem ersten Arrangement, das Sie aufstellen, zufrieden. Achten Sie auf zu große Abstände, die für zu viel Leerraum sorgen, oder zu viel Unruhe in der Anordnung. Ein gelungenes Stillleben zeichnet sich auch dadurch aus, dass die Komposition dem Auge sowohl etwas zum Wandern als auch zum Ruhe finden gibt. Die Art wie Sie Gegenstände platzieren, lenkt das Auge des Betrachters Ihrer Fotografie in diese Richtung. Führt der Gegenstand das Auge ins Leere, aus dem Rahmen heraus oder subtil zu einem anderen Teil des Arrangements? Eine kleine Veränderung des Winkels, in dem Sie Ihr Objekt platzieren, kann einen großen Unterschied machen. Fotografieren Sie auch immer aus verschiedenen Winkeln. Selbst wenn Sie frontal von vorne fotografieren, versuchen Sie, Ihre Kamera für einige Aufnahmen anzuheben oder abzusenken, dann zoomen Sie ein wenig hinein oder heraus und sehen Sie, was passiert. Auch hier gilt: Lassen Sie sich viel Zeit, bis Sie das perfekte Ergebnis gefunden haben.