“Das Festhalten der Flugrouten von Vögeln ist für mich wie ein Kuriositätenkabinett geworden, allerdings nicht mit neuen Arten, sondern mit der unsichtbaren Schönheit ihrer Bewegungen.” ‒ Xavi Bou
Kurzprofil
Xavi Bou wurde 1979 in Barcelona geboren und ist Vater von zwei Kindern. Er schloss sein Geologie-Studium an der Universität Barcelona ab und studierte anschließend Fotografie. 15 Jahre lang widmete er sich der Werbe- und Modefotografie. Seit fast zehn Jahren arbeitet er als bildender Künstler und beschäftigt sich vor allem mit der Bewegung von Vögeln. Seine Arbeiten werden weltweit ausgestellt und in Medien wie National Geographic, GEO, WWF, BBC Science Focus oder dem Spiegel veröffentlicht. Im Interview verrät er mehr über seine naturverbundene Kindheit und wo er seine Inspiration überraschenderweise auch außerhalb der Wildnis findet.
6 FRAGEN AN XAVI BOU
Kannst du uns ein wenig darüber erzählen, wie du zur Fotografie gekommen bist?
Dank der Reiselust meiner Eltern hatte ich schon früh die Möglichkeit, viele verschiedene Orte zu besuchen, die sich von meinem Zuhause unterschieden. Seit meiner Jugend war ich immer derjenige, der auf diesen Reisen die Kamera in die Hand nahm. Wir hatten oft Orte besucht, an denen die Natur die Hauptrolle gespielt hatte.
Als ich dann mit meinem Geologiestudium angefangen hatte, war mir plötzlich klar geworden, dass ich mich auch intensiver mit der Fotografie beschäftigen wollte. Ich hatte den Wunsch, über die bloße Dokumentation und Reisefotografie hinauszugehen und die kreativen Möglichkeiten dieses Mediums zu erkunden. Also hatte ich mich parallel zum Studium für einen Fotokurs eingeschrieben, den ich abends besucht hatte. Das hatte dann dazu geführt, dass einer meiner Lehrer mich als Assistent eingestellt hatte, und so hatte meine Karriere in der Fotografie begonnen. Meine Arbeit hatte sich dann vor allem auf Mode und Werbung konzentriert, wobei der Fokus auf Nachbearbeitung und Beleuchtung gelegen hatte.
Foto: Xavi Bou
Bitte erzähle uns etwas über deine Bilder. Was interessiert dich besonders? Wie wählst du Farben, Komposition, Themen usw. aus?
Mein Ziel als Künstler war es schon immer gewesen, die faszinierenden Phänomene der Natur sichtbar zu machen.
Ich hatte schon immer eine Faszination für die Zeit der Entdeckungen gehabt, als neue Arten und Gebiete erschlossen wurden. Dieses Gefühl der Aufregung und des Staunens über das Unbekannte wollte ich in meiner Arbeit einfangen. Auch wenn es heute für Nicht-Wissenschaftler schwierig ist, neue Arten zu entdecken, versuche ich, diese Entdeckerlust zu stillen, indem ich versteckte Aspekte der Natur enthülle. Das Festhalten der Flugrouten von Vögeln war für mich wie ein Kuriositätenkabinett geworden, allerdings nicht mit neuen Arten, sondern mit der unsichtbaren Schönheit ihrer Bewegungen.
Foto: Xavi Bou
Woher kommt dieses Interesse?
Ich bin in El Prat del Llobregat aufgewachsen, einer Stadt mit einem Delta, das ein wichtiger Zwischenstopp für Zugvögel ist. Mein Großvater hat mich in meiner Kindheit oft zur Vogelbeobachtung mitgenommen. Ich habe mich also schon von klein auf für die Natur interessiert, und das war schon immer ein Teil von mir. Anfangs war es von meiner Arbeit getrennt und diente eher als Fluchtweg. Aber mir war immer klar gewesen, dass ein künstlerisches Projekt irgendwann die Natur zum Thema haben müsste, weil sie einfach meine größte Leidenschaft ist.
Foto: Xavi Bou
Wie lässt du dich inspirieren? Und was inspiriert dich am meisten? Filme, Bücher oder Zeitschriften? Oder was dich umgibt?
Anders als man vielleicht erwarten würde, inspiriert mich das Leben in der Stadt, das kulturelle und soziale Milieu, am meisten und weniger die Natur allein. Mein Interesse an natürlichen und urbanen Räumen war jedoch entscheidend für mein Projekt.
Ich lasse mich von verschiedenen Quellen inspirieren, z. B. von Online-Artikeln über die Natur und von Büchern über das Schreiben in der Natur, aber auch von Kunstausstellungen. Interessanterweise ist auch Instagram eine wichtige Inspirationsquelle, die mich mit Künstlern auf der ganzen Welt verbindet.
Was war deine erste Kamera?
Meine erste Kamera war eine Canon AT1, die ursprünglich meinem Vater für seine Reisen gehörte. Ich habe sie geerbt, als ich etwa 10 oder 12 Jahre alt war.
Foto: Xavi Bou
Was sollten wir sonst noch über dich wissen?
Mein Name ist Xavi Bou, geboren 1979 in Barcelona. Ich bin Vater von zwei Kindern und habe einen Hintergrund in Geologie. Seit fast zehn Jahren arbeite ich als bildender Künstler und beschäftige mich vor allem mit der Bewegung von Vögeln. In den letzten Jahren habe ich meinen Blick jedoch auch auf die Bewegungen von Insekten und Plankton gerichtet. Mein letztes Projekt über Insekten wurde im April im National Geographic veröffentlicht. In Zukunft möchte ich meinen Fokus auf weitere Tiergruppen ausweiten und die versteckte Schönheit der Tierwelt sichtbar machen.