Momente der Verletzlichkeit – Interview mit Marek Würfl

Kurzprofil

Marek Würfl wurde 1975 in der ehemaligen Tschechoslowakei geboren und lebt in Bratislava, Slowakei. In seiner kreativen Laufbahn arbeitete er zunächst als Grafikdesigner und später als Retuscheur für Mode und Werbung. Seit 2015 konzentriert er sich ausschließlich auf Porträt- und Kunstfotografie. Im Jahr 2021 gewann er den Hasselblad Masters Wettbewerb in der Kategorie Porträt.

portrait marek wurfl.

6 FRAGEN AN MAREK WÜRFL

Kannst du uns ein bisschen darüber erzählen, wie du zur Fotografie gekommen bist?

Seit meiner Kindheit habe ich mich immer zu traditioneller Kunst, Malerei und Zeichnen hingezogen gefühlt. Das war meine Leidenschaft und ich konnte mir nie vorstellen, etwas anderes zu machen. Damals interessierte ich mich noch nicht für die Fotografie. Ich glaube, die Idee, die Realität so festzuhalten, wie sie ist, gefiel mir nicht. Viele Jahre und Berufe später, als ich als Retuscheur arbeitete, entdeckte ich die Arbeiten von Fotografen, deren Arbeit von Gemälden beeinflusst war. Um nur einige zu nennen: Erwin Olaf, Gregory Crewdson, Eugenio Recuenco. Diese Entdeckung hat meine Wahrnehmung der Fotografie völlig verändert. Ich habe angefangen, Porträts zu fotografieren, mit Licht zu experimentieren und verschiedene Konzepte auszuprobieren. Es war sicherlich nicht einfach und es dauerte einige Zeit, bis ich meine Stimme gefunden und meine Leidenschaft für traditionelle Kunst mit der Fotografie verbunden hatte. 

Photos from the series SOLITUDE & WINTER.

Foto: Marek Würfl | Aus den Serien SOLITUDE & WINTER

Bitte erzähle etwas über deine Bilder. Was ist dein besonderes Interesse? Wie wählst du die Farben, die Komposition, die Themen usw. aus? 

Ich bin daran interessiert, Momente der Verletzlichkeit und die Einzigartigkeit einer Person einzufangen. Ich suche den Moment, in dem die Person vor meiner Kamera ohne die Masken auftritt, die wir alle von der Gesellschaft aufgesetzt bekommen haben. Um die Bedeutung der Person zu betonen, setze ich bewusst Negativräume, Kompositionen und Farben ein, um die Aufmerksamkeit des Betrachters auf das Motiv zu lenken. Ich achte besonders auf Kontraste und Hauttöne, denn das ist etwas, worauf wir alle auf einer unterbewussten Ebene reagieren. 

Photos from the series ENLIGHTEN – Hasselblad Masters Volume 7 (2023).

Foto: Marek Würfl | Aus der Serie ENLIGHTEN – Hasselblad Masters Volume 7 (2023)

Woher kommt dieses Interesse? 

In meiner Kindheit hatten wir eine ziemlich große Sammlung von Büchern über Geschichte, Kunst, verschiedene Kulturen usw. Schon bevor ich diese Bücher lesen konnte, war ich fasziniert von den Illustrationen, den Szenen aus dem Mittelalter, den Menschen und der Kleidung, die sie trugen, fasziniert. Ich verbrachte unzählige Stunden damit, die geheimnisvollen Figuren in den Werken der altniederländischen Maler zu bewundern. Diese Faszination beeinflusste meine eigene Kunst und später auch meine Fotografie. Bis heute gehe ich an meine Fotografie aus der Sicht eines Malers heran, indem ich jeden Aspekt des Bildes - Modell, Licht, Styling - plane und kontrolliere. 

Photos from the series POLLUTED.

Foto: Marek Würfl | Aus der Serie POLLUTED

Wie lässt du dich inspirieren? Und was inspiriert dich am meisten? Filme, Bücher oder Zeitschriften? Oder was umgibt dich?

Es gibt so viele Inspirationsquellen, dass es fast unmöglich ist, sie alle aufzuzählen. Gemälde, Illustrationen, Literatur, verschiedene Kulturen, Reisen mit dem Zug, nebliges Morgenlicht... Am meisten inspiriert mich die Individualität und Einzigartigkeit der Menschen, die ich als Motive für meine Porträts wähle. Letztendlich geht es darum, meine Wahrnehmung der Realität zu erforschen und zu hinterfragen und zu verstehen, wie ich Gefühle erlebe. Das und die Fähigkeit, diese Erfahrungen in meine Arbeit zu übertragen. Erst nachdem ich diesen kreativen Prozess durchlaufen habe, kann ich mich von Dingen inspirieren lassen, die mir vorher gar nicht aufgefallen sind. 

Photos from the series BOYHOOD.

Foto: Marek Würfl | Aus der Serie BOYHOOD

Was war deine erste Kamera?

Zu meinem 8. Geburtstag bekam ich eine Beirette. Eine kleine Kamera, die in Ostdeutschland hergestellt wurde. Mein Vater war ein begeisterter Fotograf, und obwohl ich damals nicht das gleiche Interesse hatte, habe ich keinen Zweifel daran, dass dies einer der Gründe war, warum ich heute die Fotografie als Medium für meinen kreativen Ausdruck nutze.

Was sollten wir noch über dich wissen?

Ich wohne in Bratislava, Slowakei, und wurde 1975 in der ehemaligen Tschechoslowakei geboren. Obwohl ich keinen akademischen Hintergrund habe, habe ich eine kreative Laufbahn eingeschlagen und als Grafikdesigner und später als Retuscheur für Mode und Werbung gearbeitet. Seit 2015 konzentriere ich mich ausschließlich auf die Porträt- und Kunstfotografie. Im Jahr 2021 war ich der Gewinner des Hasselblad Masters Wettbewerbs in der Kategorie Porträt. 

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