Spielerische Experimente ‒ Max Slobodda
Kurzprofil
Max Slobodda, geboren 1987, lebt in Düsseldorf und bewegt sich als Fotograf im redaktionellen und werblichen Bereich zwischen Reportage, Porträt und fotografischem Experiment. Seine Arbeiten sind in zahlreichen Ausstellungen zu sehen und erscheinen u.a. in der Zeit, der New York Times, der Süddeutschen Zeitung, der Neuen Züricher Zeitung und dem Spiegel. Im Interview berichtet er über seine Anfänge als Street-Fotograf, seine spielerische Auseinandersetzung mit der Fotografie und was ihn zu „Stranger Things“ inspiriert hat.
6 FRAGEN AN MAX SLOBODDA
Kannst du ein bisschen darüber erzählen, wie du Fotograf geworden bist? Und erzähle uns etwas über deine Bilder.
Angefangen hat mein Werdegang über einen Bachelor in Fotografie an der Fachhochschule Dortmund. Während meines Studiums habe ich schon immer in verschiedenen Bereichen der Fotografie gearbeitet. Ich habe tagelang von morgens bis abends Motive auf den Straßen verschiedener Städte gesucht, die nicht das alltägliche Leben, sondern meine Version und Sicht darauf zeigen. Von der Street Photography habe ich die reduzierte Technik schätzen gelernt. Die kleine unauffällige Kamera war mein ständiger Begleiter. Doch irgendwann war dieser Abschnitt für mich auserzählt, ich sehnte mich nach einem spielerischen und experimentellen Austausch mit dem Medium. Somit bin ich raus aus der Stadt und in die Natur um mich von Licht, Objekten und der unmittelbaren Umgebung an unaufgeregten Orten inspirieren zu lassen. Ich konnte über die Jahre einen erkennbaren Stil entwickeln, der mir zu mehr Sichtbarkeit in der Fotografie verhalf. Zu den surrealistischen Inszenierungen ergänzte ich mein Portfolio mit diversen Portraits von Menschen aus meinem Umfeld. Nach und nach entwickelte sich der Weg in die Freiberuflichkeit. Heute arbeite ich für diverse Magazine und Zeitung im Editorial Markt, sowie Werbekunden. Meine Bilder beschreibe ich als experimentell, verspielt und farbenfroh. Oft erstelle ich Symbolbilder zu mir vorgegeben Themen oder aus Eigenregie für meine freien Projekte. Dabei geht es mir darum, gewöhnliche Gegenstände oder Situationen in meinen Bildern so zu interpretieren, wie man es vorher noch nicht gesehen hat.
Foto: Max Slobodda // Fine Art Pigmentdruck hinter Acrylglas und ArtBox Holz
Bitte erzähle mehr über deine Bilder (Was ist dein besonderes Interesse, wie wählst du die Farben, die Komposition, die Themen usw.?) Woher kommt dieses Interesse? Gern kannst du dabei auch genauer auf dein Projekt „Stranger Things“ eingehen.
In meinen Projekten spiele ich viel mit dem Zufall, wobei ich aber nichts komplett dem Zufall überlasse. Oft ist es eine grobe Idee, eine Skizze, ein Ort oder Objekte, die am Anfang eines Bildes stehen. Die Richtung ist somit vorgegeben, das Fotografieren selbst bleibt ein Prozess. Hierbei werde ich häufig selbst überrascht, wenn das erste Bild auf dem Display erscheint und ich sehe, wie meine Idee zum Leben erweckt. Meine Faszination liegt darin, Bilder zu kreieren, die man im alltäglichen Leben so nicht zu Gesicht bekommt und nur durch meine Fotografie existieren. Hierbei geht es weniger um ein konkretes Thema oder Konzept, sondern vielmehr um den Prozess selbst und die spielerische Auseinandersetzung mit der Fotografie. Am Ende bieten meine Bilder sehr viel Raum zur Eigeninterpretation des Betrachters. Somit haben Sie bereits Einsatz zu Themen wie: Schlafwandeln, Umwelt, Finanzen und Übernatürlichem gefunden.
Ich nutze verschiedenen stilistische Werkzeuge, wie Farbfolien, Überbelichtungen, analogen Effekt-Filtern und unzähliges hochwerfen von Objekten. Was mir besonders wichtig ist: die Bilder, die ich erstelle, haben wirklich so stattgefunden. Nichts wurde über Bildbearbeitungsprogramme manipuliert. Candid-Shots, wie zu den Anfängen aus meiner Street Photography Zeit.
Foto: Max Slobodda // Foto-Abzug hinter Acrylglas und Rahmen Hamburg
Was möchtest du mit dem Projekt beim Betrachter auslösen?
Während der Arbeit an dem Projekt “Stranger Things” war mein Ziel zunächst nicht, etwas bei den Betrachtern auslösen zu wollen. Mir ging es persönlich darum, die Fotografie für mich neu zu entdecken und mich weiterzuentwickeln. Das daraus eine ganze Serie entstanden ist, die sich in der Bildsprache so gut ergänzt, ist eigentlich ein glücklicher Zufall. Ich habe immer von Bild zu Bild gearbeitet und dabei kein konkretes Ziel einer ganzen Serie verfolgt. Die ersten Reaktionen zu Stranger Things habe ich über Instagram erhalten. Die Resonanzen reichen von Begeisterung, hinzu Verwirrung und vielen ungeklärten Fragen. Es ergeben sich unterschiedliche Interpretationsmöglichkeiten. Somit lerne ich von den Betrachtern auch oft etwas Neues über meine Bilder und über mich selbst! Die Tatsache, dass gewisse Kunst Fragen aufwirft und verwirrt, fand ich schon immer spannend. Diese Fragen lasse ich in meinen Projekten gerne unbeantwortet und biete dem Betrachter keine logische Erklärung für das Gesehene.
Foto: Max Slobodda // UltraHD Foto-Abzug auf Alu-Dibond und Schattenfugen-Rahmen Basel
Was inspiriert dich generell und was hat dich genau bei der Serie inspiriert?
Die Serie vom Fotografen Trent Parke und seiner Arbeit “Minutes to Midnight” hat mich sehr früh in meiner Fotografie inspiriert. Parke arbeitet mit Überbelichtungen. Diese Arbeitsweise, eigentliche Fehler gezielt in der Fotografie einzusetzen, kannte ich in der Form vorher noch nicht. Ich war neugierig, inwiefern ich diese Herangehensweise selbst kreieren kann (siehe Bild mit den drei Händen und dem Ball).
Das war der Startschuss zur Serie und hat mich dazu beflügelt, experimentell zu arbeiten und meine Grenzen in der Fotografie auszutesten.
Und worüber wirst du inspiriert? Filme, Bücher oder Zeitschriften? Oder das, was dich umgibt?
In erster Linie inspiriert mich das alltägliche Leben. Ein Spaziergang in der Natur, in der Stadt oder Gespräche mit anderen Fotograf*innen, Freund*innen und unerwarteten Begegnungen. Instagram ist ebenfalls ein wichtiges Tool, ob Posts von anderen Künstler*innen oder durch endlose Schleifen von Reels, entdecke ich ab und zu etwas, das ich spannend finde. Oft sind es nur kleine Fragmente aus diesen Momenten, die eine Idee in mir auslösen können. Ausstellungsbesuche, Kino, Serien oder Projekte, die ich mir von anderen Künstler*innen anschaue, gehören ebenfalls zu Quellen meiner Inspiration.
Was sind deine Pläne für den Rest des Tages?
Ein Spaziergang am Rhein, wie jeden Tag.