„Ich liebe die intensive Verbindung zu meinem Gegenüber“ – Per Appelgren
Kurzprofil
Per Appelgren, Jahrgang 1984, ist deutsch-schwedischer Modefotograf und lebt zwischen Köln und Berlin. Er hat bereits für Marken wie Gucci, Baldessarini und Douglas gearbeitet und seine Fotografien erscheinen in Magazinen wie Vogue, Elle oder Harper’s Bazaar. Kürzlich waren seine Arbeiten in der Solo-Ausstellung „VIVID“ in Köln zu sehen - unterstützt von WhiteWall. In einem gleichnamigen Bildband zeigt er außerdem einen Querschnitt seiner Werke.
Im Interview erzählt er wie er über ein BWL-Studium zur Fotografie kam, was ihn inspiriert und welche Kamera er am liebsten verwendet.
4 FRAGEN AN PER APPELGREN
Kannst du uns erzählen, wie du zur Fotografie gekommen bist?
Eher über Umwege. Es gab zwar seit meiner Jugend ein grundlegendes Interesse an Kameras, Mode und dem freizeitlichen „Knipsen“, es dauerte dann jedoch bis Mitte meines BWL & Politik-Studiums, dass ich mich wirklich intensiv mit meiner Einsteiger DSLR auseinandergesetzt habe, angefangen habe zu verstehen, wie sie wirklich funktioniert, welche Möglichkeiten sie bereit hält mit ihren einzelnen Funktionen etc.
Es war dann letztendlich so etwas wie ein „Erwachen“ für mich und hat mich von einer auf die andere Sekunde magisch gefesselt, so dass ich mein Studium erstmal pausiert (und später dann abgeschlossen) habe um mich 24/7 der Kamera sowie der Fotografie zu widmen. In der Folge habe ich anfangs alles und jeden fotografiert, um zu üben, zu lernen und mich fortzubilden, was dann schließlich in verschiedenen Assistenzen sowie einem Mentorship über 3 Jahre mündete & mich in die professionelle Fotografie geführt hat.
Foto: Per Appelgren
Bitte erzähle mehr über deine Bilder. Was ist dein besonderes Interesse?
Mein besonderes Interesse gilt in erster Linie dem Menschen & der Mode oder dem Make-Up, die sie tragen und dabei den schönen, speziellen & eher ungewöhnlichen Merkmalen und Attributen, die einen Menschen auszeichnen. Ich liebe es durch eine intensive Verbindung zu meinem Gegenüber eine Aura des Vertrauens aufzubauen, in der wir uns beide (bzw. das gesamte Team) völlig frei kreativ entfalten können und so zu spektakulären Ergebnissen kommen. Ich spiele dabei sehr viel mit Perspektiven, der konstanten Bewegung meines Gegenübers und in der Regel sehr weitwinkeligen Brennweiten um zu meiner Vision des Motivs zu gelangen, was nochmal zusätzlich durch sehr intensive, bolde Farben verstärkt wird.
Foto: Per Appelgren
Wie wählst du die Farben, die Komposition, die Themen usw. ?
Ich würde meine gesamte Fotografie als „vivid“ beschreiben – durch die Wahl der Farben, der Kompositionen, der Perspektiven und Bewegungen entsteht eine Dynamik, etwas sehr Lebendiges, wodurch ich den Betrachter in meine Bildwelt hineinziehen und ihm ein Gefühl der Lebensfreude, der Schönheit und Ästhetik vermitteln möchte. Aber auch das Gefühl unmittelbar im Geschehen dabei zu sein, die Intensität zu spüren und die fotografierte Person sehr unvermittelt wahrzunehmen, was durch die Verwendung von Ultraweitwinkel Objektiven möglich ist. Die Person vor der Kamera kann sich nicht hinter etwas verstecken, es ist eine sehr direkte Art der Kommunikation von Model und Fotograf.
Foto: Per Appelgren
Was inspiriert dich? Und worüber wirst du inspiriert? Filme, Bücher oder Zeitschriften? Oder das, was dich umgibt?
Ich fühle mich einerseits sehr stark von der Ruhe inspiriert. Sei es beim Meditieren, einer Bahnfahrt mit Blick aus dem Fenster oder am Meer und auch in den Wäldern. Sobald mein Geist Ruhe erfährt sprudeln unglaublich viele Ideen die ich sofort zu Papier (oder Voicemail ;)) bringe.
Aber ebenso inspiriert mich der Besuch im Museum, das Blättern durch Bildbände oder aktuelle Fashionmagazine genauso wie jene aus den 90ern/2000ern. Auch die Popkultur empfinde ich stets als Einfluss & Inspiration auf mich und meine Arbeit.