Hybride Bildwelten und Ästhetiken: Neue Alte Welt von Tim Berresheim
Haus Helmut Foitzik, 2023 C Print (Chromogendruck), 160 cm x 300 cm, Courtesy the artist © Tim Berresheim
Kurzprofil
Tim Berresheim, geboren 1975 in Heinsberg, studierte an der Kunstakademie Düsseldorf bei Albert Oehlen und an der HBK Braunschweig bei Johannes Brus. Seine Arbeiten werden weltweit ausgestellt und befinden sich in den Sammlungen des Museum of Modern Art (New York), der Sammlung zeitgenössischer Kunst der Bundesrepublik Deutschland (Bonn) und des Kunstpalastes (Düsseldorf). Er lebt und arbeitet als bildender Künstler und Musiker in Aachen.
© Foto: Anna Gala
5 FRAGEN AN TIM BERRESHEIM
Der Künstler Tim Berresheim in drei Worten?
Komplexität ohne Zufall. Das heißt für mich, große Freude an der scheinbaren Kontrolle über jedes noch so kleine ästhetische Phänomen zu haben. Der Computer ist dabei das Werkzeug, das mich zum einen dazu ermächtigt, genau das Bild zu machen, das ich machen möchte, und gleichzeitig ist er als solches für mich auch wandelbar. Er ist ein Werkzeug ohne vordefinierte Form. Diese gebe ich ihm.
Betrachtet man deine Werke, ist nicht auf den ersten Blick zu erkennen, worum es sich handelt – ist es Malerei, ein Druck, Fotografie einer Skulptur im digitalen Raum? Was ist hier deine Intention? Was möchtest du damit bei Menschen bewirken, die deine Werke betrachten?
Was ich erreichen möchte, ist, dass dieses Moment des Nicht-greifen-Könnens freudvoll ist. Dass es überhaupt etwas Freudvolles sein kann, nährt sich hier auch daraus, dass es diesen komplexen kulturellen Rahmen gibt, der sich Kunst nennt. Sprich: Die Kunst ist der Ort, wo wir das Nichtbegreifen feiern können.
In der Ausstellung Neue Alte Welt von Tim Berresheim, © Foto: Anne Orthen
Aktuell ist deine Retrospektive „Neue Alte Welt“ im NRW-Forum Düsseldorf zu sehen. Dort inszenierst du die Evolution des Menschen und der Kunst. Welche Rolle übernimmt in dieser Evolution die Technologie? Welches entscheidende Moment kreiert sie in der Evolution von Mensch und Kunst?
Wir haben das erste Mal in der Geschichte des Menschen die Situation, dass wir unsere Werkzeuge ohne Einschränkungen denken können – das ermöglicht uns die Technologie. Unser Verstand kann mithilfe der Technologie immer neue Tools produzieren.
Hinzu kommt, dass es durch die Technologisierung ganz viele Menschen gibt, die derzeit deutlich mehr wissen, als andere. Es ist wahrscheinlich das erste Mal in der Menschheitsgeschichte, dass die Vielzahl der Mehrwissenden so groß ist, und dadurch haben wir es gerade mit einer Welt des Verborgenen und des Nichtoffensichtlichen zu tun.
In der Ausstellung Neue Alte Welt von Tim Berresheim, © Foto: Anne Orthen
Was ist deiner Meinung nach an dieser Stelle die Aufgabe der Kunst?
Die Aufgabe der Kunst ist es meiner Meinung nach, sich ein Bild zu machen. Unsere Welt wird immer komplexer – wir sehen so viele Manifestationen von Kommunikation, neuen Ideen und Hilfsmitteln, die Kunst verhandelt diese mit Ruhe. So werden uns manchmal Dinge vor Augen geführt, die vorher nicht offensichtlich waren.
Tim Berresheim, © Foto: Anna Gala
Worauf achtest du unter den beleuchteten Aspekten bei der Wahl deines Druckpartners?
Auch hier greift wieder der Aspekt des Mehrwissens. Meine Bilder müssen auch von Mehrwissenden produziert werden. In der Konzeption steuere ich meine Werke bis ins kleinste Detail aus. Ich hole mir die analoge Welt in den digitalen Raum und inszeniere dort das Bild. Um es genau so in die analoge Welt zurückzugeben, brauche ich einen Druckpartner wie WhiteWall, der diese detailgenaue Aussteuerung auch in der Produktion gewährleisten kann. Wie viel Mehrwissen hinter dieser Art der Produktion steckt, wie viel Handarbeit und Genauigkeit, auch das ist zunächst nicht offensichtlich.