Strandfotos: 7 Profi-Tipps für perfekte Urlaubserinnerungen
Von Sabine Grossbauer - Fr, 28.06.2019 - 11:19
Für Urlauber ist der Strand vor allem ein Ort der Entspannung. Für Fotografen jedoch ist der Strand ein Mikrokosmos, der dem wachen Auge unwahrscheinlich viel zu bieten hat. Die Weite des Horizonts oder der Küstenlinie, Sandstrand, Gräser und blaues Meer: Diese Momente wollen die meisten Strandliebhaber einfangen und mit nach Hause nehmen. Nur wie? Denn bei hartem Licht und flacher Landschaft ein spannendes Foto einzufangen, ist gar nicht so einfach. Wir zeigen Ihnen, welche Ausrüstung Sie brauchen, wie Sie solche Urlaubsmomente bewahren können und stellen Ihnen Fotoideen für einen Strandtag vor.
Profi-Tipp 1: Ausrüstung und Technik für Strandfotos: Damit Bilder und Kamera nicht baden gehen
Grundsätzlich können Sie Ihre Fotos am Strand mit jeder Art von Kamera machen. Sie können sich überlegen, ob Sie wirklich die schwere Spiegelreflexkamera mit an den Strand oder in den Urlaub nehmen und mit sich herumtragen wollen. Eine gute Systemkamera oder ein Fotohandy mit hochauflösender Bildqualität können auch ausreichen. Wenn es Ihnen allerdings um richtig professionelle und interessante Aufnahmen geht, die Sie am Ende noch drucken möchten, sind eine Kamera und ein Zoomobjektiv eine gute Wahl. Hiermit gelingen Weitwinkelaufnahmen für Landschaften (16-35mm), aber auch generelles Sightseeing (Brennweite 28-70 mm). Denken Sie an ausreichend Speicherkarten, mindestens zwei sind empfehlenswert und sichern Sie Ihre Daten abends nach dem Strandtag.
Sobald Sie etwas näher an Ihre Sujets heran wollen, kann die Kamera schnell mit Sand oder Wasser in Berührung kommen. Deshalb ist gerade bei Makroaufnahmen oder extremen Perspektiven ein staub- und spritzwassergeschütztes Equipment zu empfehlen. Nehmen Sie außerdem ein Mikrofasertuch mit, um Ihre Frontlinse sauber zu halten.
Do-It-Yourself-Tipp: Sie werden plötzlich vom Regen überrascht oder die Brandung schäumt mehr als gedacht? Einen professionellen Regenschutz haben Sie aber nicht zur Hand? Kein Problem! Sie können sich spontan mit einer transparenten Plastiktüte behelfen!So basteln Sie sich einen improvisierten Schutz:
Reißen Sie oder besser schneiden Sie vorsichtig am unteren Teil der Tüte ein kleines Loch.
Drücken Sie dann das Objektiv ein Stückchen durch das Loch.
Fixieren Sie den oberen Rand der Tüte mit der Gegenlichtblende.
Nun können Sie von hinten durch die Öffnung in die Tüte hineingreifen und wie gewohnt Ihre Kamera bedienen. Fertig ist der Spritzwasserschutz!
Auf lange Sicht ist aber eine Investition in einen professionellen Regenschutz sinnvoll, um Ihre Ausrüstung vor Wasserschäden zu schützen!
Objektivwechsel: Am Strand eine echte Herausforderung!
Beim Objektivwechsel am Strand ist grundsätzlich Vorsicht geboten: Gerade bei windigem Wetter kann leicht Sand ins Gehäuse Ihrer Kamera gelangen. Wechseln Sie das Objektiv daher immer mit dem Rücken zum Wind und schützen Sie die Kamera zusätzlich, indem Sie den Wechsel unter einer Jacke oder einem Handtuch vornehmen.
Der richtige Filter: Einzigartige Effekte für Ihre Strandfotos
Ein Zirkular-Polfilter ist für das Fotografieren am Strand Gold wert. Mit diesem Filter können Sie bei Sonnenschein das Tiefblau des Himmels betonen und Reflexionen auf der Wasseroberfläche oder dem nassen Sand kontrollieren. Obendrein ist die Bedienung kinderleicht: Drehen Sie einfach den beweglichen Teil des Filters, bis Sie den gewünschten Effekt exakt im Sucher sehen.Auch Graufilter erleichtern Ihnen das Fotografieren am Strand. Damit können Sie allzu grelles Sonnenlicht abtönen.
Profi-Tipp 2: Die richtigen Kameraeinstellungen für Fotos am Strand
Grundsätzlich gilt, jedes Motiv und jede Lichtsituation erfordern andere Einstellungen Ihrer Kamera. Generell herrscht oft strahlender Sonnenschein am Strand, weswegen wir Ihnen empfehlen die ISO-Werte niedrig (100) und damit rauschfrei und scharf zu halten. Fotografieren Sie im RAW-Format und die Nachbearbeitung wird Ihnen viel leichter fallen. Weißabgleich, Belichtung und Farben können Sie so viel besser bearbeiten als bei Fotodateien im JPG-Format!
Wegen des hellen Lichts am Strand ist es außerdem sinnvoll, die Blendenzahl groß zu halten. Zwischen f/8 und f/11 erreichen viele Kameraobjektive ihren Sweet Spot für eine optimale Schärfeleistung. Effekte lassen sich auch mit einer Blende von f/16 bis f/22 zaubern. Dann kann nämlich ein Blendenstern entstehen, also ein sternförmiger Sonnenstrahlverlauf im Bild. Wenn Sie eine Langzeitbelichtung vornehmen möchten und kein Stativ dabei haben, was verständlich ist am Strand, dann können Sie den Bildstabilisator einstellen für Aufnahmen aus der Hand.
Tipps für Aufnahmen mit dem Smartphone: Möchten Sie Ihre Aufnahmen hinterher drucken lassen und Ihre Kunstwerke vom Strand zeigen? Fotografieren Sie dann mit hoher Auflösung und Qualität. So ist zwar weniger Platz für viele Fotos, aber diese können Sie direkt in die Cloud laden und sichern. Benutzen Sie am besten kein Zoom, gehen Sie lieber näher heran. Stabilisieren können Sie die Aufnahmen, indem Sie mit beiden Händen nah am Körper oder mit ausgestreckten Armen fotografieren.
Profi-Tipp 3: Das perfekte Licht für Strandfotos: Immer anders, aber niemals langweilig
Haben Sie schon einmal beobachtet, wie unterschiedlich die Lichtstimmung am Meer je nach Tageszeit sein kann? Ähnlich wie das Wetter beeinflusst sie die Bildwirkung enorm. Manche äußeren Voraussetzungen sind für gewisse Motive ideal, während andere das Fotografieren am Strand zur echten Herausforderung machen. Nutzen Sie die Vielfalt des Lichts für Ihre Strandfotos.
Portraitaufnahmen am Strand: Wolken erwünscht
Ganz klar: Am Meer wünscht sich jeder Sonne satt. Doch für Portraitaufnahmen am Strand ist tatsächlich ein bedeckter Himmel von Vorteil. Die Wolken sorgen dafür, dass das Licht weich ist und keine harten Schatten entstehen. Außerdem verhindern sie einen allzu bekannten, unerwünschten Nebeneffekt: im grellen Licht zusammengekniffene Augen. Natürlich haben auch im direkten Sonnenlicht gemachte Portraitaufnahmen ihren Reiz. Hier können Sie einen Reflektor zu Hilfe nehmen, um die tiefen Schattenpartien im Gesicht etwas aufzuhellen.
Sonnenauf- und Sonnenuntergang: Unermüdlicher Klassiker für Strandfotos
Sonnenauf- und Sonnenuntergang sind am Strand besonders beeindruckend und klassischerweise die ideale Zeit für Landschaftsfotografen. Zu diesen Tageszeiten besteht weniger Gefahr, überbelichtete Fotos zu schießen und Sie vermeiden das grelle Tageslicht. Zwischen 11 und 15 Uhr steht die Sonne sehr hoch am Himmel. Tipps zum Fotografieren in der Abendzeit finden Sie in unserem Beitrag zur Blauen Stunde.
Nicht minder eindrucksvoll sind auch Portraitaufnahmen, die Sie morgens oder abends am besten aufnehmen. Versuchen Sie sich ruhig an dramatischen Gegenlichtaufnahmen, die durch die tiefstehende Sonne und das nicht mehr ganz so harte Licht besonders gut gelingen. Außerdem lassen sich menschliche Silhouetten in diesem Licht besonders reizvoll einfangen. Diese besonderen Stunden mit dem weichen, rötlichen Licht der auf- oder untergehenden Sonne nennt man die Goldene Stunde.
Helles Licht für Sport und Action
Sie begeistern sich eher für Sport- und Actionfotografie? Dann ist ein sonniger Vor- oder Nachmittag die ideale Zeit zum Fotografieren am Strand. Das helle, intensive Sonnenlicht erlaubt nämlich extrem kurze Belichtungszeiten. So können Sie Bewegungen sehr gut „einfrieren“.
Extra-Tipp: Ärgern Sie sich nicht, wenn ein Tag am Strand mal stürmisch oder regnerisch ist. Gerade für die Landschaftsfotografie bieten sich solche Tage geradezu an, um eine außergewöhnliche Stimmung einzufangen und besonders spannende Fotos zu machen. Aber vergessen Sie die winddichte Jacke nicht!
Profi-Tipp 4: Der Hintergrund: Das Spiel mit der Horizontlinie
Ein entscheidender Faktor beim Fotografieren am Strand ist der Hintergrund. Bei Fotos, die am Strand geschossen werden, ist das die meist sehr prominente Linie des Horizonts. Um langweilige Fotos zu vermeiden, positionieren Sie diese Linie nicht genau in der Bildmitte, sondern deutlich darüber oder darunter im Goldenen Schnitt. Verkürzt ausgedrückt: Ein Drittel in der oberen oder unteren Bildhälfte, bzw. links oder rechts. Die Wirkung wird Ihnen sofort ins Auge springen: Die Fotos sind weniger statisch und viel spannender. Ein besonderer Augenblick am Strand kann den Fotografen schon mal vergessen lassen, auf eine gerade Horizontlinie zu achten. Halb so schlimm! In der Nachbearbeitung lässt sich das mit wenigen Klicks korrigieren. Oder Sie setzen den schrägen Horizont direkt als Gestaltungselement ein, um Ihren Bildern noch mehr Dynamik zu verleihen. Dazu sollte die Schräge aber ausgeprägt genug sein, um nicht etwa als Versehen interpretiert zu werden.
Profi-Tipp 5: Mit Langzeitbelichtung den Zauber der Brandung einfangen
Jeder Landschaftsfotograf liebt die Brandung des Meeres. Aus gutem Grund, denn mit Langzeitbelichtung können Sie beim Fotografieren des sich vor- und zurückbewegenden Wassers einen tollen Effekt erzielen: Bei ausreichend langer Belichtung bekommt auch das wildeste Wasser eine glatte, ruhige und fast nebelartige Anmutung. Bei langen Belichtungszeiten ist ein Stativ ein absolutes Muss. Denn selbst mit Bildstabilisator ist die menschliche Hand nicht in der Lage, das Bild mehrere Sekunden zu belichten, ohne dabei zu wackeln.
Ein weiteres Problem bei langen Belichtungszeiten am Tag ist die Gefahr der Überbelichtung – selbst bei niedrigsten ISO-Zahlen. Hier kommen Grau- bzw. ND-Filter zum Einsatz: Sie verdunkeln das Bild künstlich, sodass Sie viel länger belichten können, um trotzdem dieselben Helligkeitswerte im Bild zu erreichen. Experimentieren Sie ruhig mit verschiedenen Belichtungszeiten, und vergleichen Sie deren Wirkung auf das Bild.
Profi-Tipp 6: Und Action! Tiere und Menschen auf Strandfotos
Herumtollende Kinder, Wassersportler und freche Möwen – auch Actionfotografen werden für ihre Fotos am Strand immer ein gutes Motiv finden. Damit sich die Akteure im Vordergrund gut abheben, wählen Sie am besten eine eher offene Blende und die kürzeste Belichtungszeit, die Sie einstellen können.
Extra-Tipp: Um mehr Dramatik ins Bild zu bringen, gehen Sie doch einfach mal in die Knie und fotografieren Sie aus der Froschperspektive heraus. Brandung, Wellen und natürlich Tiere und Menschen wirken so plötzlich viel größer, als sie tatsächlich sind. Wenn Ihre Motive sich relativ nah vor der Kamera bewegen, können Sie diesen Effekt noch mit einem Weitwinkelobjektiv verstärken.
Profi-Tipp 7: Still- und Makrofotografie am Strand: Entdecken Sie die Details
Kinder sehen in allem etwas Besonderes: Sandburgen, Sonnenschirme, Muscheln, gestrandete Quallen oder Fußspuren im Sand. Nehmen Sie sich ein Beispiel! Gerade die kleinen Details am Strand geben stimmungsvolle Motive ab. Gehen Sie mal um Ihr Motiv herum, um vielleicht von der anderen Seite aus eine noch bessere Perspektive oder Lichtstimmung zu entdecken, und vor allem – nehmen Sie sich Zeit. Denn die gibt es am Strand reichlich.
Faszinierende Strandfotos mit dem Makroobjektiv
Sie wollen noch einen Schritt weitergehen? Dann greifen Sie zum Makroobjektiv. Haben Sie schon einmal Wassertropfen auf einer Möwenfeder fotografiert oder die Oberflächenstruktur einer interessanten Muschel? Der Strand hält so viele, scheinbar unauffällige, Formen und Muster für neue Motive bereit.
Werden Sie abstrakt!
Wenn Sie möchten, dass Ihr Foto abstrakt wird, dann gehen Sie noch ein Stück näher an Ihr Motiv heran. In der abstrakten Fotografie können Sie sich ganz auf Texturen, Farben und Flächen konzentrieren. Am Strand verändern sich die Elemente ständig, Wasser und Sand bieten hier mit etwas Kreativität und Experimentierfreude unzählige Gestaltungsmöglichkeiten.
Extra-Kreativtipp: Trauen Sie sich! Legen Sie sich auf den Bauch oder auf den Rücken, wechseln Sie die Perspektive und probieren Sie Neues aus! Aktivieren Sie Ihr Bildgedächtnis und überlegen Sie: Habe ich dieses Motiv schon einmal gesehen? Vielleicht schon hunderte Male? Wie kann ich es anders darstellen?
Lassen Sie den Alltag hinter sich und Ihrem wachen Auge freien Lauf. Sie werden von der Vielfalt, die ein Tag am Strand zeigt, verzaubert sein.
Über die Autorin Sabine Grossbauer ist freiberufliche Webdesignerin, Fotografin, Leiterin für Fotoreisen und Coach in den Bereichen Architekturfotografie, Tabletop- und Foodfotografie, Landschafts- und Makrofotografie, experimentelle und abstrakte Fotografie & Lightpainting.