Tipps zur Auswahl und Pflege von Objektiven

Von WhiteWall Redaktion

So finden Sie das perfekte Objektiv

Sie stehen vor der Entscheidung, ein neues Objektiv zu kaufen, aber die Auswahl ist überwältigend? Keine Sorge, dieser Artikel hilft Ihnen, das perfekte Objektiv für Ihre Bedürfnisse zu finden. Wir gehen auf die wichtigsten Fragen ein, die Sie sich vor dem Kauf eines Objektivs stellen sollten, und erläutern die besten Objektivtypen für verschiedene fotografische Genres. Außerdem gehen wir auf die Vorteile von Festbrennweiten und Zoomobjektiven ein, betrachten nützliche Ausstattungsmerkmale und geben Ihnen Tipps zur Pflege und Reinigung Ihrer Objektive.

Welche Fragen sollten Sie sich vor dem Objektivkauf stellen?

Bevor Sie Geld für ein neues Objektiv ausgeben, sollten Sie sich überlegen, welche Motive Sie damit hauptsächlich fotografieren möchten, ob Sie überwiegend bei Tageslicht oder eher bei schlechten Lichtverhältnissen fotografieren, ob Sie mit der Kamera viel unterwegs sein werden und welches Budget Ihnen zur Verfügung steht. Hier sind einige Fragen, die Sie sich stellen sollten:

1. Was fotografieren Sie am liebsten?

Interessieren Sie sich mehr für Landschafts-, Portrait-, Architektur-, Reportage- oder Produktfotografie? Jeder dieser Bereiche hat spezielle Anforderungen an das Objektiv. Für Landschaften brauchen Sie zum Beispiel Weitwinkelobjektive, für Porträts eignen sich lichtstarke Objektive, um das Motiv schön freizustellen, und für die Reise- und Straßenfotografie sind vor allem kleine und leichte Objektive gefragt.

2. Welche Lichtverhältnisse herrschen in Ihren typischen Aufnahmesituationen?

Fotografieren Sie oft bei wenig Licht oder in gut ausgeleuchteter Umgebung? Bei schwachem Licht sind Objektive mit hoher Lichtstärke von Vorteil. Das kann sowohl für Aufnahmen in der Dämmerung als auch für Innenaufnahmen und die Astrofotografie bei Nacht gelten. Sind Sie dagegen meist tagsüber bei gutem Licht unterwegs und suchen ein kompaktes und eher preiswertes Reiseobjektiv, dann ist die Lichtstärke eher zweitrangig.

3. Wie wichtig ist Ihnen die Flexibilität bei der Brennweite?

Möchten Sie flexibel auf unterschiedliche Motive oder Entfernungen zu Ihren Motiven reagieren können, dann empfiehlt sich ein Zoomobjektiv mit einem vielseitigen Brennweitenbereich. Legen Sie hingegen mehr Wert auf eine hohe Bildqualität und Lichtstärke, dann sind Festbrennweiten die bessere Wahl. In diesem Fall müssen Sie Ihre Aufnahmeposition selbst verändern, wenn Sie den Abstand zu Ihrem Motiv variieren möchten.

4. Welches Budget steht zur Verfügung?

Objektive sind in verschiedenen Preisklassen erhältlich. Bestimmen Sie Ihr Budget, um die Auswahl einzugrenzen. Achten Sie auf ein möglichst gutes Preis-Leistungs-Verhältnis. Wenn Ihnen die Originalobjektive der Kamerahersteller zu teuer sind, lohnt sich ein Blick auf die Objektive von Drittanbietern. Auch hier finden Sie viel Qualität zu einem oft attraktiven Preis.

5. Welche Kamera haben Sie?

Achten Sie darauf, dass das Objektiv mit Ihrem Kamerasystem kompatibel ist. Manche Objektive sind speziell für Kameras mit kleineren Sensoren wie APS-C und Four Thirds entwickelt worden, andere für Vollformatkameras. Achten Sie daher auf die entsprechenden Kürzel im Produktnamen. In Kapitel 4.2 erfahren Sie, woran Sie APS-C-Objektive erkennen.

Welche Objektive eignen sich am besten für die…

Landschaftsfotografie

Typische Brennweiten: 14 mm, 24 mm, 16-35 mm, 24-70 mm

Tipps: Weitwinkel-Festbrennweiten und Weitwinkel-Zooms sind ideal, um weite Szenen und beeindruckende Landschaften einzufangen. Da in der Landschaftsfotografie in der Regel mit Stativ fotografiert wird, ist die Lichtstärke in den meisten Fällen weniger entscheidend. Um eine möglichst große Schärfentiefe mit vielen Details zu erreichen, wird die Blende in der Landschaftsfotografie ohnehin weiter geschlossen.

Eine Ausnahme bildet die Astrofotografie. Hier empfehlen sich lichtstarke Festbrennweiten mit einer maximalen Blendenöffnung von f/1,4, um bei akzeptabler ISO-Empfindlichkeit die Verschlusszeit so kurz zu halten, dass die Sterne am Nachthimmel als Punkte und nicht als Streifen aufgenommen werden können.

Porträtfotografie

Typische Brennweiten: 50 mm, 85 mm, 135 mm, 24-70 mm, 70-200 mm

Tipps: Lichtstarke Festbrennweiten von 50 mm bis in den leichten Telebereich sind ideal für Halbkörperporträts und “Headshots”, bei denen nur der Kopf bis zu den Schultern im Bild zu sehen ist, da sie eine natürliche Perspektive und eine weiche Hintergrundunschärfe mit schönem Bokeh ermöglichen. Besonders beliebt sind hier Festbrennweiten mit 85 mm und einer maximalen Blendenöffnung von f/1,8 oder f/1,4.

Wünschen Sie sich mehr Flexibilität, weil Sie sowohl Porträts vom Kopf als auch Ganzkörperaufnahmen machen möchten, dann sind Sie mit einem lichtstarken 24-70-mm-Zoom mit einer konstanten Blendenöffnung f/2,8 oder f/4 gut beraten. Zoomobjektive mit einem Brennweitenbereich von 70-200 mm eignen sich hervorragend für Nahaufnahmen und zur Komprimierung von Hintergründen, wodurch ein schönes Bokeh entsteht.

Architekturfotografie

Typische Brennweiten: Tilt-Shift-Festbrennweiten (z.B. 17 mm oder 24 mm), 16-35 mm, 24-70 mm

Tipps: In der Architekturfotografie werden sowohl sehr weitwinklige Brennweiten für die Aufnahme großer Gebäude und Innenräume als auch Standardbrennweiten für die Aufnahme von Architekturausschnitten und Details eingesetzt. Bei Festbrennweiten empfehlen sich spezielle Tilt-Shift-Objektive, da sie durch ihre verschiebbare Linsenkonstruktion perspektivische Verzerrungen korrigieren und präzise Schärfeeinstellungen ermöglichen. Sie sind jedoch in der Regel teurer und eher für professionelle Anwendungen geeignet. Natürlich können Architekturaufnahmen auch mit normalen Weitwinkel-Festbrennweiten ohne Tilt-Shift-Funktion gemacht werden. Bei sehr großen Bildwinkeln kann es jedoch passieren, dass gerade Linien an den Bildrändern verzerrt erscheinen. Das nennt man Verzeichnung. Diese lässt sich aber in der Bildbearbeitung recht gut korrigieren.

Weitwinkel- und Standardzooms bieten Architekturfotografen viele Möglichkeiten, ohne die Aufnahmeposition oder das Objektiv wechseln zu müssen. So können sowohl große Gebäude und Räume als auch Details fotografiert werden. Auch hier sind Zoomobjektive zu empfehlen, die möglichst wenig an den Bildrändern verzerren.

Reportagefotografie, Events und Hochzeiten

Typische Brennweiten: 35mm, 85mm, 24-70mm, 70-200mm

Tipps: In der Reportagefotografie ist Flexibilität das A und O. Ein lichtstarkes Zoomobjektiv von 24-70 mm ist vielseitig einsetzbar und ermöglicht sowohl szenische Aufnahmen mit viel Hintergrund als auch Porträts. Ein 70-200 mm eignet sich auch für diskrete Aufnahmen aus der Distanz und zum Einfangen emotionaler Momente. Vor allem bei Hochzeiten, insbesondere bei Aufnahmen in der Kirche und im Standesamt, sind lichtstarke 70-200-mm-Zooms mit einer konstanten Blendenöffnung von f/2,8 sehr beliebt.

Suchen Sie nach lichtstarken Festbrennweiten für schöne Freisteller von Personen, dann empfiehlt sich ein 85 mm für Porträts mit weichem Bokeh. Darüber hinaus greifen Reportage- und Eventfotografen gerne zum weitwinkligeren 35 mm, da es ihnen die Möglichkeit gibt, die Personen zusammen mit der Location zu fotografieren und so visuelle Geschichten zu erzählen.

Produktfotografie

Typische Brennweiten: Makro-Festbrennweiten (z.B. 50 mm oder 100 mm), Tilt-Shift-Festbrennweiten, Standardzoom (z.B. 24-70 mm)

Tipps: In der Produkt- und Still-Life-Fotografie gibt es verschiedene Herangehensweisen. Sollen Produktdetails hervorgehoben werden, eignen sich Makroobjektive, mit denen man sehr nah an die Produkte herangehen kann. Profis arbeiten in der Produktfotografie auch gerne mit speziellen Tilt-Shift-Festbrennweiten, da sich damit nicht nur perspektivische Verzerrungen ausgleichen, sondern auch der Schärfebereich gezielt steuern lässt. So kann auch bei kurzen Aufnahmeabständen zum Motiv eine hohe Schärfentiefe erreicht werden.

Ein 24-70 mm Zoom ist vielseitig einsetzbar und ermöglicht die Abbildung unterschiedlicher Produktgrößen und -details. Eine hohe Lichtstärke ist in diesem Fall nicht so wichtig, da oft mit Stativ und Tages- oder Kunstlicht gearbeitet wird.

Reise- und Streetfotografie

Typische Brennweiten: 35 mm, 50 mm, 24-105 mm, Reisezooms (z.B. 24-200 mm, 18-135 mm)

Tipps: In der Reise- und Streetfotografie sind kompakte und vielseitige Zoomobjektive gefragt. Ein Standardzoom von 24-105 mm sowie Reisezooms mit oft extremen Brennweitenspannen decken einen großen Brennweitenbereich ab und eignen sich damit ideal für unterschiedliche Aufnahmesituationen von Landschaften, Porträts, Streetfotografie und das Heranzoomen an weit entfernte Motive. Dabei bieten Zooms den Vorteil, dass oft nur ein Objektiv benötigt wird, was Platz und Gewicht im Reisegepäck spart. Lichtstärke ist hier weniger wichtig als Flexibilität und Mobilität. Einige Hersteller bieten auch Standardzooms an, die unterwegs platzsparend eingefahren werden können, um die Tiefe des Objektivgehäuses zu reduzieren.

Die Festbrennweiten 35 mm und 50 mm sind leicht und unauffällig und empfehlen sich als ideale Begleiter für spontane Aufnahmen unterwegs und auf Reisen. Sie bieten eine hervorragende Bildqualität und eine natürliche Perspektive. Die lichtstarken Versionen der Brennweiten mit einer maximalen Blendenöffnung von f/1,8 bzw. f/1,4 ermöglichen auch bei schlechten Lichtverhältnissen noch gute Aufnahmen.

Welche Ausstattung ist bei Objektiven besonders nützlich?

Bildstabilisator

Ein optischer Bildstabilisator im Objektiv (oft als IS, VR, OS oder ähnlich bezeichnet) hilft, Verwacklungsunschärfen zu reduzieren, insbesondere bei längeren Brennweiten und schlechten Lichtverhältnissen. Das ist besonders nützlich, wenn Sie viel aus der Hand fotografieren. Bildstabilisatoren erhöhen die Chance auf scharfe Bilder und ermöglichen es, mit kürzeren Belichtungszeiten zu fotografieren, als es ohne Stabilisierung möglich wäre. Besonders effektiv ist die Stabilisierung, wenn der optische Bildstabilisator des Objektivs mit der kamerainternen Stabilisierung des Sensors (IBIS) zusammenarbeitet. In diesem Fall sprechen die Hersteller zum Beispiel von einem Hybrid-IS oder einem Synchro-IS.

Blendenring

Ein Blendenring ermöglicht die manuelle Steuerung der Blende direkt am Objektiv. Das kann besonders bei Videoaufnahmen oder im manuellen Modus nützlich sein. Blendenringe finden sich häufig an höherwertigen Festbrennweiten. Wenn Sie den Blendenring auch im Videomodus nutzen möchten, sollten Sie am besten darauf achten, dass sich Blendenringe mit Raststufen auf eine stufenlose Bedienung umschalten lassen. Einige Objektive sind zu diesem Zweck mit einem zusätzlichen Click- oder De-Click-Schalter ausgestattet.

Individuell belegbare Bedienelemente

Moderne Objektive bieten oft individuell belegbare Funktionstasten und Steuerringe, die einen schnellen Zugriff auf häufig genutzte Einstellungen ermöglichen. Diese Individualisierbarkeit kann Ihren Arbeitsablauf deutlich verbessern. Dazu bieten Ihnen die Hersteller über die Kameramenüs verschiedene Funktionen an, die Sie auf die Bedienelemente legen können.

Wie pflegen Sie Ihre Objektive am besten?

Die richtige Pflege und Reinigung Ihrer Objektive ist entscheidend, um deren Lebensdauer zu verlängern und stets eine optimale Bildqualität zu gewährleisten. Entsprechende Hilfsmittel finden Sie in handelsüblichen Reinigungssets. Wir empfehlen Ihnen, immer ein solches Set dabei zu haben. Nichts ist ärgerlicher, als zum Beispiel Staub oder Fingerabdrücke auf der Frontlinse zu entdecken und keine Möglichkeit zu haben, die Linse zu reinigen.

Hier sind einige Tipps zur Pflege und Reinigung Ihrer Objektive:

  • Verwenden Sie Objektivdeckel und -taschen: Schützen Sie Ihre Objektive vor Staub und Kratzern, indem Sie sie immer mit Objektivdeckeln verschließen, wenn Sie sie nicht brauchen, und sie in gepolsterten Taschen transportieren, um sie vor Beschädigungen zu schützen.  

  • Reinigen Sie regelmäßig: Entfernen Sie Staub und Fingerabdrücke von der Frontlinse mit einem weichen Mikrofasertuch. Bei hartnäckigen Verschmutzungen können spezielle Reinigungslösungen verwendet werden.  

  • Blasebalg: In vielen Reinigungssets ist ein Blasebalg enthalten. Wenn Sie den Blasebalg zusammendrücken, entsteht ein Luftstoß, mit dem Sie Staub und Partikel entfernen können, ohne die Linse zu berühren.  

  • Lenspen: Der Lenspen ist ein Stift mit einer weichen Bürste auf der einen und einem flachen Reinigungspad auf der anderen Seite, der speziell für die Entfernung von Schmutz und Fingerabdrücken entwickelt wurde.  

  • Vermeiden Sie Feuchtigkeit: Lagern Sie Ihre Objektive in einem trockenen Raum. Feuchtigkeit kann Schimmel und Pilzbefall verursachen, die das Objektiv und seine Technik dauerhaft beschädigen können.

Fazit

Die Wahl des idealen Objektivs hängt von verschiedenen Faktoren ab. Dazu gehören zum Beispiel Ihre bevorzugten Aufnahmebereiche, die vorherrschenden Lichtverhältnisse und Ihr Budget. Ob Sie eine Festbrennweite oder ein Zoomobjektiv wählen, hängt von Ihren individuellen Bedürfnissen und Vorlieben ab. Möchten Sie möglichst flexibel arbeiten, ohne zwischendurch das Objektiv wechseln zu müssen, wählen Sie am besten ein Zoomobjektiv. Legen Sie großen Wert auf eine hohe Lichtstärke und Bildqualität, dann sind Festbrennweiten die bessere Wahl. Nützliche Ausstattungsmerkmale wie ein Bildstabilisator, ein Blendenring und individuell belegbare Bedienelemente können Ihre Arbeitsabläufe verbessern und die Bedienung erleichtern. Und vergießen Sie nicht, Ihre Objektive regelmäßig zu pflegen und zu reinigen, um deren Leistungsfähigkeit und Langlebigkeit zu gewährleisten. Mit diesen Tipps sind Sie gut gerüstet. Wir wünschen Ihnen viel Erfolg bei der Wahl Ihres nächsten Objektivs, mit dem Sie Ihre fotografischen Fähigkeiten auf die nächste Stufe bringen können.

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